Schweriner Volkszeitung
vom 27.11.2014
Buch gegen Google. Suche nach Internetseiten im Buch statt mit Google / Geheimtipps für das Internet auf Papier
Zumindest in Deutschland scheinen Internetnutzer fast ausschließlich mit Google nach sinnvollen Ergebnissen zu suchen. Doch im eigenen Land hat der US-Gigant nur 70 Prozent Marktanteil. Neben anderen Suchmaschinen gibt es mit dem Web-Adressbuch für Deutschland 2015 eine sehr gute Suchalternative auf Papier, die viele Geheimtipps im Internet vorstellt. Thematisch aufgegliedert finden Suchende mit Händen greifbar auf 671 Seiten Ergebnisse, die Google inzwischen bei seinen Ergebnissen nur noch für viele unübersichtlich auf den hinteren Seiten anzeigt – auch weil die Suchmaschine zuerst werbefinanzierte Anzeigen vorne auflistet. Was die wenigsten wissen: Die Marktmacht von Google beruht nicht zuletzt darauf, dass der Konzern laut Branchendienst an Apple 1,1 Milliarden Dollar zahlte, um automatisch als Standard-Suchmaschine im Browser voreingestellt zu werden. Diesen Status verlor Google beim Firefox-Browser, wie vor wenigen Tagen bekannt wurde, an den Konkurrenten Yahoo.
Fast alle Suchmaschinen finanzieren sich mit Reklameeinblendungen auf ihrer Seite. Demgegenüber lohnt es sich nicht nur für Internet-Anfänger, sondern auch für routinierte Surfer, zum Web-Adress- Buch zu greifen. Dabei stößt er auf nicht wenige Geheimtipps für das Netz – ohne sich im Werbedschungel zu verlieren. Egal ob man spezielle Angebote zu Gesundheit, Ernährung oder Haus, Garten oder Häkelmützen sucht. Das Adressbuch hat die wichtigsten Seiten im Internet übersichtlich zusammengestellt. Anders als bei Google muss niemand befürchten, dass ein Algorithmus die Ergebnisse in Abhängigkeit von bezahlter Werbefläche vorsortiert. Zudem beruhen die Ergebnisse nicht auf großen Datensammlungen der US-Suchmaschine, mit der unsere Vorlieben (falsch) eingeschätzt werden können.
Ist doch einmal eine Suchmaschine gefragt, bietet sich ein Test der Suchmaschine duckduckgo.com an. Sie erntete viel Lob dafür, dass sie gar nicht erst versucht, persönliche Profile zu erstellen. Es wird keine Suchgeschichte mittels Cookie-Einstellungen des Internetbrowsers oder anderer technischer Tricks angelegt. Ebenso wenig sammelt Duckduckgo – auch aufgrund der nicht notwendigen Anmeldung– Daten zu den einzelnen Nutzern, die zu einer individuellen Profilbildung des einzelnen Nutzers führen könnten. Solche Profile werden bei anderen Unternehmen jahrelang gespeichert und ständig erweitert, um nicht nur gute Suchergebnisse anzuzeigen, sondern die richtige Werbung zwischen oder neben den Suchergebnissen einzublenden. Kritiker dieser Datensammlungen, wie der Hamburger Datenschützer Johannes Caspar, sehen darin nicht nur eine Entmündigung des Nutzers durch Ergebnisfilter. Langfristig befürchten sie eine Steuerung unseres Konsumverhaltens durch neuestes Neuromarketing.