Christine von aennie
Warum hast du mit dem Bloggen angefangen? Wie bist du auf die Idee dazu gekommen?
Als 2007 mein erster Sohn geboren wurde, kam ich ziemlich schnell auf die Idee, dass ich die Kleidung für ihn selbst nähen möchte. Das Nähen war zu diesem Zeitpunkt unter Müttern noch gar nicht so „in“ und ein Kind in selbstgenähten Sachen im Gegensatz zu heute auf der Straße oder in der Kita noch eher die Ausnahme. Das Stoffangebot gerade für Kinder war in Deutschland noch nicht so groß und vielseitig, Nähblogs gab es auch erst sehr wenige und suchte man nach Schnittmustern, landete man ziemlich schnell bei Farbenmix oder Burda. Die kleineren Schnittmuster- und E-Book-Erstellerinnen, so wie man sie heute von DaWanda und aus ihren eigenen Shops kennt, eroberten erst später den Markt.
Durch einen Nähkurs, die Hilfe nähender Freundinnen und die Unterstützung diverser Tutorials im Internet, bereitgestellt von Hobbynäherinnen auf YouTube oder in den ersten aufkommenden Nähblogs, habe ich mir für mein Vorhaben dann erst einmal die grundlegenden Tricks und Kniffe angeeignet. Beim Surfen im Internet stieß ich dabei auch auf ein kleines Tauschforum, in dem kreative Damen ihre selbstgemachten Sachen zum Tausch anboten: Gestrickte Socken, Seifen, Aufnäher, Taschen, Perlen, etc. Voraussetzung fürs Mittauschen war, dass man selbst im Internet eine kleine Plattform innehatte, auf der man seine eigenen Werke in Bildern vorstellte, damit die potentielle Tauschpartnerin eine Vorstellung davon bekam, was man ihr gegenüber so zu bieten hatte. Dies war der Anstoß für meinen eigenen Blog und das ist auch der Grund, warum in meiner Web-Adresse das Wörtchen „tauscht“ enthalten ist.
Meine ersten Blogeinträge waren ganz typisch für viele neue Nähblogs: Selbstgenähte Teilchen mit hie und da schiefer Naht oder noch unbeholfenen Farbzusammenstellungen wurden eilig auf dem Fußboden drapiert und – egal ob Tag oder Nacht – schnell fotografiert, um sie dann voller Aufregung im Internet zu präsentieren, in der Hoffnung, einen wohlgesonnenen Kommentar zu ergattern, der die Freude mit mir über das entstandene Stück teilte.
An wen richtet sich dein Blog?
Mit mittlerweile zwei Kindern und einem Vollzeitjob ist an Freiraum, und damit Zeit zum Nähen, natürlich kaum noch zu denken. So musste ich derlei Tauschgeschäfte leider irgendwann aufgeben. Das Nähen und Bloggen aber ist geblieben: Fußbodenbilder bei Nacht gibt es nicht mehr, die Nähte sind durch vieles Üben nicht mehr schief und auch meine Stoffzusammenstellungen haben sich mit der Zeit merklich verändert. Mittlerweile gibt es wahnsinnig viele Nähblogs. Über die Jahre habe ich mir eine Liste meiner Lieblingsblogs angelegt, auf denen ich, so es meine Zeit erlaubt, wahnsinnig gern stöbere. Darunter sind einige Blogs, bei denen ich geradezu auf neue Einträge lauere, um sie mir dann sofort anzusehen.
Und genau an solche nähbegeisterten Frauen (und Männer?) wie ich, auf der Suche nach neuen Ideen und Inspirationen, richtet sich auch mein Blog. Er richtet sich an Näherinnen, die vielleicht selbst einen kleinen Jungen oder Enkel haben, den sie gern benähen, an Näherinnen, die es auch mal ohne bunte Muster mögen, die sich einen bestimmten Schnitt einmal getragen am Kind anschauen wollen, um eine Kaufentscheidung zu treffen, aber auch gern an Frauen, die sich einfach nur für Kindermode interessieren und gar nichts mit dem Selbstnähen zu tun haben. Einige treue Blogbesucherinnen kenne ich mittlerweile durch Nähtreffs und virtuell entstandene Freundschaften sogar persönlich oder stehe mit ihnen zumindest im Chat oder per Mail in Kontakt.
Was ist das Besondere an deinem Blog?
Das ist eine schwierige Frage, denn so viele (Näh-)Blogs sind besonders und haben einen ganz eigenen Stil.
Besonders ist vielleicht, dass ich mich relativ selten zum Kauf gemusterter Stoffe hinreißen lasse und daher viel unifarbene oder zumindest nur dezent gemusterte Stoffe vernähe, die ich meist mit sehr aufwendigen Applikationen versehe. Dabei stehen die Lieblingsfiguren der Kinder oder die Leidenschaft für diverse Baufahrzeuge des Kleinen im Vordergrund. Dadurch ist jedes Kleidungsstück wirklich einmalig und bleibt auch einmalig, da ich es nur in den allerseltensten Fällen noch ein zweites Mal nähe. Vor einer Weile habe ich all mein angeeignetes Know-how über das Applizieren mit der Nähmaschine zu einer kleinen Anleitung zusammengefasst, die man sich auf meinem Blog kostenlos downloaden kann.
Wie würdest du deinen eigenen Stil beschreiben?
Meinen Stil habe ich damit eigentlich schon fast umrissen: Ich mag es schlicht, geradlinig, dezent und trotzdem auffällig. Bei meinen Sachen muss alles exakt zusammenpassen und stimmig sein. Hinzu kommt, dass ich leider einen fürchterlichen Hang zum Perfektionismus habe, was sicherlich an der einen oder anderen Applikation gut zu erkennen ist.
Hast du ein Vorbild? Wer ist es und warum?
Was das Nähen betrifft, so habe ich ziemlich viele Vorbilder: Bei der einen ist es die immer wunderbar gelungene Stoffauswahl oder das Stoffdesign, bei der anderen ist es die Akkuratesse, mit der gearbeitet wurde und bei wieder anderen sind es die wahnsinnig kreativen Ideen bei der Umsetzung oder die umwerfend gelungenen Applikationen. Und es gibt Blogkolleginnen, die mich einfach durch die Art, wie sie ihren Blog führen und in Wort und Bild füllen, wahnsinnig beeindrucken oder mitreißen.
Immer einen Blogbesuch wert sind u. a. auf jeden Fall: Sandra von www.lila-lotta.blogspot.de, Sarah von www.muddiskleinewelt.blogspot.de, Bella von www.hannapurzel.blogspot.de, Bernadette von www.kluntjebunt.at, Christin von www.blog.elbpudel.de, Cindy von www.ms-fisher.blogspot.de oder Sabine von www.liebesbinchen.blogspot.de und noch viele, viele mehr.
Was ist dein Lieblingskleidungsstück?
Diese Frage ist schnell beantwortet: Meine Jeans. Denn nur in Jeans fühle ich mich wohl. :-)
Bei den Kindern sind es Shirts mit großen Applikationen.
Was sollte jede Frau/jeder Mann im Kleiderschrank haben?
Auch hier: Jeans! Ich mag es, wenn jemand ungekünstelt, unkompliziert, gemütlich und locker ist. Das kann ich mir in einem tollen Abendkleid leider nicht vorstellen (auch wenn ein Kleid durchaus eine Daseinsberechtigung im Kleiderschrank hat).
Welches ist dein „Trend-Teil“ für die kommende Saison?
Für mich ist alles Trend, was gemütlich und dennoch nicht schlabberig ist. Für meine Kinder – vor allem den Kleinen – kristallisieren sich als mein persönlicher Trend gerade bewegliche Applikationen auf den Kleidungsstücken heraus, ich bin noch am Ausprobieren.
Ohne welches Accessoire verlässt du nie das Haus?
Ich wickle mir, sofern es draußen nicht zu heiß ist, gern meterweise bunte Tücher um den Hals, damit ich mich darin einkuscheln und zur Not auch mal verstecken kann.
Welches Outfit geht immer?
Wen wundert es, wenn ich hier wieder auf die Jeans zurückkomme? Dazu ein luftiges Shirt oder eine Bluse – am besten selbstgenäht, Turnschuhe, fertig.
Wodurch lässt du dich für deine Looks inspirieren?
Da ich vorhabe, in der nächsten Zeit noch mehr für mich zu nähen (die Kinder werden ja auch irgendwann größer und wollen u. U. nicht mehr von mir benäht werden), schaue ich mittlerweile auch sehr gern nach Blogs, in denen selbstgenähte Erwachsenenkleidung präsentiert wird. Dabei interessieren mich aber weniger aufwendig gearbeitete Kleider oder Roben (so etwas trage ich nicht), sondern ich schaue gezielt nach der Präsentation und Passform von Schnittmustern, die meinem Stil am nächsten kommen: luftige, aber dennoch figurbetonte Shirts oder Blusen – seit neuestem auch Hosen.
In welchen Online-Shops stöberst du am liebsten?
Klamotten kaufe ich nur äußerst selten, und wenn doch, passiert das eher spontan in der Stadt, nicht im Internet. Online stöbere ich am liebsten und fast ausschließlich in Stoffshops, packe mir virtuell den Warenkorb randvoll, um ihn dann systematisch und resigniert wieder Stück für Stück zu leeren, da es mein Budget leider meist um mehrere 100 Euro übersteigt.
Lohnenswerte Shops sind für mich aber in jedem Fall: Evli’s-Needle (www.evlis-needle.de), Sonnenschnuckel (www.sonnenschnuckel.de) oder Kleewald (www.kleewald.de).
Welche Kriterien berücksichtigst du beim Kauf eines neuen Kleidungsstücks?
Da ich selbst nähe, schaue ich beim Kauf von Stoffen zuallererst auf die Materialzusammensetzung und gewisse Gütekriterien. Beim Kleidungskauf mache ich einen großen Bogen um die berühmt-berüchtigten Ketten, deren Firmenpolitik leider immer noch zum Himmel stinkt.
Was hältst du von Haute Couture und High Fashion?
Kurz und knapp: Durchaus interessant und inspirierend, aber ansonsten nichts für mich.
Welcher ist dein persönlicher Lieblings-Mode-Blog? (abgesehen von deinem eigenen ;-)
Weiter oben habe ich ja schon einige meiner persönlichen Lieblinge genannt. Die Liste ließe sich schier unendlich fortsetzen. Aber mein absoluter Lieblingsblog, gerade weil Annika auch Jungs hat und für sie sehr viel näht und appliziert, ist MuttuRalla (www.ruttu-nuttu.blogspot.de).