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Die Web-Seiten-Tester

Interview mit Mareike Hasenbeck von Feiner Hopfen

„Wie bei edlen Weinen oder bei teuren Single-Malt Whiskys gibt es auch beim Bier eine echte Champions League.“

Beschreibe deinen Blog in zwei Sätzen und erkläre, was das Besondere daran ist!

Mein Blog feinerhopfen.com ist eine journalistische Plattform, die sich mit der jungen und dynamischen Craft-Bier-Branche beschäftigt. Dabei nutze ich aus meiner Erfahrung bei Medien wie Focus, Playboy oder Craft alle gängigen Magazinformen – vom Experten-Interview über Brauer-Portraits und Degustationsberichten bis hin zu Kommentaren und Marktanalysen.

Wie bist du auf die Idee gekommen einen eigenen Bierblog zu starten?

Zugegeben, ich habe früher fast kein Bier angerührt. Mir haben diese seelenlosen Allerweltsbiere mit austauschbarem Einheitsgeschmack nie wirklich geschmeckt. Erst als ich mit den ersten kalifornischen Hopfenbomben in Berührung kam und mein erstes India Pale Ale probierte, war ich überrascht, welche subtilen Aromen im virtuosen Zusammenspiel diverser Hopfensorten überhaupt möglich sind. Da ich mich als Genussmensch verstehe und mit dem Internet aufgewachsen bin, war der Weg zum Bierblog nur ein kleiner Schritt.

Hast du ein persönliches Lieblingsbier?

Gibt es nicht! Rund 250 Hopfen- und Dutzende von Malzsorten ergeben in millionenfachen Kombinationen eine schier unbegrenzte Aromavielfalt, die ein Mensch allein in seinem ganzen Leben nicht verkosten kann. Bei diesem Geschmacksreichtum will ich mich auf kein Bier festlegen. Die Craft-Bier-Welt ist voller Überraschungen, was die Sache so spannend macht. Aber: ich habe eine Vorliebe für hopfenreiche India Pale Ales. Ansonsten stelle ich auf meinem Blog zwölf Mal im Jahr mein „Bier des Monats“ vor, das ist dann mein Lieblingsbier - zumindest für vier Wochen.

Durch wie viele verschiedene Biersorten hast du dich inzwischen durchprobiert?

Da kommen insgesamt schon einige hundert Biere zusammen. Ich bin Mitglied der Jury beim „International Craft Beer Award“ und beim „European Beer Star“. Da teste ich an jeweils zwei Tagen mehr als 100 Biere. Das klingt zwar hammerhart, aber ich möchte klarstellen, als absolute Genuss-Frau neige ich in keiner Weise zum Alkoholismus. Bei diesen Awards kippt auch niemand vom Stuhl, probiert wird immer nur in homöopathischen Dosierungen.

In welchem Land wird deiner Meinung nach das beste Bier gebraut?

Schwer zu sagen. Fast jedes Land hat seine ganz speziellen Typologien, darunter ganz miese, durchaus passable und ganz hervorragende. Durch meine journalistischen Jobs habe ich die Gelegenheit, Biere auch in ganz ungewöhnlichen Regionen zu probieren, im vergangen Jahr beispielsweise in Puerto Rico, Island, Finnland oder auf den Seychellen. Da erlebe ich ein breites Genussspektrum. Doch die besten Biere habe ich bislang in den USA und in Deutschland getrunken.

Welche Kriterien sind für dich bei der Bewertung eines Biers entscheidend?

Ein Bier braucht Charakter und ich will die Leidenschaft des Brauers schmecken. Für mich ist Hopfen die Seele des Bieres, ein Treibstoff für die Sinne. Ich liebe die unterschiedlichen Nuancen der grünen Zauberpflanze mit all ihren fruchtigen Aromen. Außerdem mag ichs gern bitter. Jedes Craft-Bier ist eine neue Überraschung und bietet Stoff für nächtelanges philosophieren über Typologie, Geschichte oder Rohstoffe.

Kann man ein gutes Bier schon vor der Verkostung erkennen?

Grundsätzlich nein. Dazu gibt es zu viele Mogelpackungen mit tollen Etiketten, teurem Flaschendesign und grandiosen Verspechen hinsichtlich der verwendeten Rohstoffe. Aber echte Craft-Profis wissen, wer auf diesem Planeten die besten und interessantesten Biere braut. Wie bei edlen Weinen, beim Champagner oder bei teuren Single-Malt Whiskys gibt es auch beim Bier eine echte Champions League. Entscheidend ist also, welcher Brauer am Sudkessel stand. Ein kreativer Hopfenzauberer überrascht immer mit einem individuellen Drink, den so vielleicht niemand zuvor getrunken hat. Damit wird ein Bier zum echten Spektakulum.

Würdest du zu einem romantischen Essen lieber Bier oder Wein servieren?

Definitiv Bier. Die Vielfalt ist inzwischen so gewaltig, dass sich zu jedem denkbaren Gericht das passende Bier finden lässt. Zudem steckt ein gutes Craft-Bier auch voller Überraschungen bei Duft und Geschmack. Wenn mich ein Mann beeindrucken will, dann stellt er das richtige Bier zum romantischen Dinner auf den Tisch. Etwa Champagner-Bier!

Was ist für dich das perfekte Essen zu einem schönen, kühlen Bier?

Gegenfrage: Was ist das perfekte Essen und was ist der perfekte Drink? Alles eine Frage des Geschmacks, der Situation, der Umgebung oder der Gesellschaft! Aber klar ist, zu jeder individuellen Küche und zu jedem Gang passt ein ganz spezielles Bier: Ein belgisches Lambic als Aperitif, zum exotischen Hauptgang mit Fisch ein fruchtiges Pale Ale und ein kräftiges Stout zum Rindersteak, ein Schokobier zum Dessert und ein Barley Wine als bettschweren Digestif. Da geht jedem Gourmet das Herz auf.

Welche Web-Seiten zum Thema Bier benutzt du gerne?

Um auf dem Laufenden zu bleiben, bewege mich regelmäßig in Online-Shops rund um den Globus. Viele internationale Biere werden nur im Netz angeboten, da sich die kleinen Kreativbrauer keinen klassischen Vertriebskanal leisten können. Entdecke ich eine neues Ale, oder einen neuen Brauer, schau ich mir auch die Online-Präsentationen der Macher an, um deren Philosophie zu verstehen.

Abgesehen von deinem eigenen Blog - welche Bierblogs liest du am liebsten?

Hin und wieder schaue ich bei meinen Blogger-Kollegen rein, vor allem in den USA. Das ist der dynamischste und lebendigste Markt im internationalen Craft-Bier-Dschungel und viele der dort vorgestellten Ales gibt es meist noch gar nicht bei uns. Aber einen definitiven Lieblingsblog habe ich nicht.

Mit welchen Vorurteilen zum Thema Bier möchtest du gerne aufräumen?

Die meisten Vorurteile stammen von hirnlosen Kampftrinkern: Bier ist ein reines Männergetränk! Frauen haben keine Ahnung von Bier und mögen es eigentlich auch nicht! Außerdem: Bier macht dick, hässlich und impotent. Alles Schwachsinn!

Pizza-Bier, Schokoladen-Bier: Was hältst du von diesen kreativen Biersorten?

Schokoladenbiere passen perfekt zum Dessert und ein Pizza-Bier ist vielleicht ein passender Begleiter zum italienischen Fladenbrot. Der deutsche 0815-Pilstrinker wendet sich bei diesem Aromen-Mix wahrscheinlich angeekelt ab. Aber das sind nur Genuss-Facetten eines neuen, weltweiten Bier-Kosmos, in dem der Kreativität der Brauer keine Grenzen gesetzt sind. Mittlerweile gibt es übrigens noch viel abgefahrenere Biere, gebraut mit Gurken oder mit Walhoden, geröstet über isländischen Schafsdung. Ein schräger US-Brauer züchtete die Hefe für sein Ale sogar in der eigenen Unterhose. Entscheidend dabei ist aber, dass es mit Craft-Bier niemals langweilig wird, da immer wieder neue Düfte und Geschmacksnuancen den Gaumen überraschen. Ob das dann tatsächlich schmeckt, muss jeder für sich entscheiden.

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