Was muss ich beim Brillenkauf beachten?
Die Suche nach der passenden Brille ist manchmal gar nicht so einfach. Beim Brillenkauf müssen verschiedene Faktoren beachtet werden, um die ideale Brille mit der passenden Sehhilfe zu verbinden. Aber wie sieht die ideale Brille aus und wie verknüpfe ich diese mit meinem persönlichen Stil?
Was muss ich beim Brillenkauf beachten?
Beim Brillenkauf reicht es nicht, einfach ins Regal zu greifen und irgendeine mitzunehmen, die gerade ganz gut aussieht. Brillen sind nämlich nicht nur modisches Accessoire, sondern erfüllen häufig den medizinischen Zweck als Sehhilfe. Daraus ergeben sich neben der Ästhetik auch andere Faktoren, die beim Brillenkauf beachtet werden sollten.
Bestimmung des Sehvermögens
Wer noch keine Brille trägt und eine Sehschwäche vermutet, kann vom Optiker einen Sehtest durchführen lassen. Zunächst wird hierbei erstmal die Sehschärfe (Visus) gemessen, um festzustellen, ob überhaupt eine Sehhilfe nötig ist. Beim Test zur Ermittlung der Sehschärfe werden häufig sogenannte Sehtafeln verwendet: Auf diesen sind Figuren/ Buchstaben etc. in verschiedenen Größen oder der sogenannte E-Haken oder der Landolt-Ring abgebildet.
E-Haken: Ein kantiges E wird auf einer Sehtafel in verschiedenen Positionen dargestellt, die vom Patienten bestimmt werden müssen.
Landolt-Ring: Ein Kreis mit einer kleinen Öffnung wird ebenfalls in verschiedenen Positionen abgebildet, wobei die Position der Öffnung bestimmt werden muss.
Wenn in diesem klassischen Sehtest eine Schwäche der Sehschärfe festgestellt wurde, geht es im Folgenden bei der sogenannten Refraktion darum, den Grad der Kurz- beziehungsweise der Weitsichtigkeit festzustellen. Hierbei wird die Brechkraft der Linse gemessen und ein Korrekturwert ermittelt, der die Kurz-/Weitsichtigkeit ausgleicht und für ein scharfes Sehen sorgt. Diese Refraktionsbestimmung geschieht häufig durch Vorhalten verschiedener Linsen, bis der optimale Brillenwert (in Dioptrie ausgedrückt) gefunden wurde. Diese Werte werden dann in einem Brillenpass festgehalten und dienen als Nachweis, wenn es darum geht, sich eine Brille anzuschaffen.
- Normalsichtigkeit (Dioptrienwert = 0): Normalerweise treffen die Lichtstrahlen das Auge, werden hier gebrochen und treffen genau auf der Netzhaut wieder zusammen (Brennpunkt/Fokus) und das Bild wird scharf gesehen.
- Kurzsichtigkeit (Dioptrienwert < 0): Je weiter die Dinge vom Auge weg sind, desto unschärfer werden sie für den kurzsichtigen Patienten. Der Augapfel ist länger als gewöhnlich, was dazu führt, dass der Brennpunkt im Auge vor der Netzhaut liegt und daher das Bild auf der Netzhaut unscharf erscheint.
- Weitsichtigkeit (Dioptrienwert > 0): Je näher die Dinge am Auge sind, desto unschärfer werden sie erkannt. Hier ist der Augapfel kürzer als gewöhnlich, der Brennpunkt liegt also hinter der Netzhaut, erscheint also unscharf auf der Netzhaut.
Was für eine Brille brauche ich?
Als Nächstes geht es an die Auswahl der passenden Brille und Brillenform für Sie. Hierbei ist vor allem der Zweck der Brille ausschlaggebend: Wenn Sie nur eine Brille zum Lesen, Autofahren oder fürs Büro brauchen, kann das Modell anders ausfallen als bei einer Brille für den Alltag. Wer seine Brille nicht nur gelegentlich trägt, sondern den ganzen Tag, braucht meistens eine umfassendere Beratung als der Gelegenheitsträger.
Das Konzept der Gleitsichtbrille ist heutzutage sehr beliebt, da diese ideal für die Nutzung im Alltag zugeschnitten ist. Sie sorgt für präzises Sehen in allen Bereichen – also sowohl in der Ferne als auch in der Nähe. Verschiedene Teile des Brillenglases werden hierfür mit verschiedenen Sehstärken versehen, um auch die Zwischenbereiche abzudecken und damit rundum und in allen Situationen scharfes und deutliches Sehen zu ermöglichen.
Lesebrillen sind, wie der Name schon sagt, vor allem für das Lesen ausgelegt und korrigiert vor allem die Altersweitsichtigkeit: Das Scharfsehen aus der Nähe baut im Alter meistens ab. Daher greifen weniger junge Leute auf Lesebrillen zurück. Diese sind sogenannte Einstärken-Brillen, sind also nur für die Lesedistanz optimiert.
Dann gibt es auch noch Sportbrillen. Diese bieten sich vor allem an, wenn Leistungssport oder auch hobbymäßig viel Sport betrieben wird. Diese Brillen sind nicht nur in der Sehstärke, sondern auch auf äußere Einflüsse angepasst, wie beispielsweise UV-Strahlung oder Windschutz.
Neben dem Zweck der Brille ist auch die Form wichtig. Diese soll nicht nur zum eigenen Gesicht passen, sondern auch bequem sein. Eine Faustregel hierfür ist: Die Brille sitzt dann perfekt, wenn man vergisst, dass man sie trägt. Also sollte die Fassung an keiner Stelle spürbaren Druck auslösen. Die optimale Position der Brille im Gesicht ist, wenn die Augenbrauen entweder oberhalb oder direkt hinter dem oberen Brillenrand liegen. Außerdem sollte die Fassung der Brille immer ungefähr so breit sein wie das Gesicht. Die ideale Form und Größe der Gläser und des Rahmens sind jedoch je nach Gesichtsform unterschiedlich.
Welche Form passt zu mir?
Runde Gesichtsform:
+ Ein rundes Gesicht ist vor allem an den weichen Konturen erkennbar und wirkt oft breit und verkürzt. Vor allem eckige Brillen bieten sich an: sie lassen das Gesicht prägnanter und markanter erscheinen. Dünne Fassungen sorgen dafür, dass das Gesicht nicht „aufgeteilt“ wirkt und auch schmale Gläser betonen die Kürze des Gesichts nicht und eignen sich daher sehr gut für die runde Gesichtsform.
- Mit einer runden Gesichtsform sollten Sie Abstand von runden Brillengläsern halten. Diese verstärken die breite Wirkung des Gesichts. Auch dicke oder auffällige Fassungen verkürzen das Gesicht zusätzlich und sollten daher gemieden werden. (Der Effekt von runden Gläsern kann hier natürlich auch bewusst genutzt werden, um das Gesicht noch runder und weicher wirken zu lassen).
Eckige Gesichtsform:
+ Bei eckigen Gesichtern sind Stirn, Wangen und Kinn ungefähr gleichbreit geformt, was die markante Wirkung dieser Gesichtsform ausmacht. Um dem entgegenzuwirken und das Gesicht weicher wirken zu lassen, bieten sich vor allem runde Brillenformen an. Außerdem sind bei einem eher langen Gesicht hohe Gläser und ausgeprägte Fassungen sinnvoll, da diese einen optisch verkürzenden Effekt auf die Gesamtform haben.
- Eckige Gesichtsformen betonen die markante und strenge Wirkung zusätzlich, können aber natürlich genutzt werden, wenn genau dieser Effekt beabsichtigt ist.
Herzförmige Gesichtsform:
+ Das herzförmige Gesicht ist gekennzeichnet durch eine breite Stirn und wird zum Kinn hin schmaler. Dazu passen runde oder abgerundete Brillengläser mit dünner, filigraner Fassung.
- Auffällige Fassungen betonen die schmale Gesichtsform zusätzlich, was unvorteilhaft wirken kann.
Ovale Gesichtsform:
+ Hier ist das Gesicht eher schmal und lang. Zu einem ovalen Gesicht passen fast alle Brillenformen. Eckige Brillen können dem Gesicht einen markanteren Ausdruck verleihen, während runde Brillen weiche Konturen zaubern.
- Auch wenn hier fast alles passt, sollte man bei zu kleinen oder schmalen Gläsern aufpassen. Diese können etwas verloren wirken oder das Gesicht noch mehr in die Länge ziehen.
Welche Brillengläser brauche ich?
Bei der Auswahl der passenden Brille ist nicht nur der Rahmen und natürlich die Sehstärke wichtig, auch Auswahl der Brillengläser kann individuell angepasst werden. Zunächst kann man zwischen zwei verschiedenen Gläsern unterscheiden: den mineralischen aus echtem Glas und den gängigen Kunststoffgläsern.
Mineralisches Glas:
Das klassische, traditionelle Brillenglas besteht aus Mineralglas. Es ist gekennzeichnet durch seine besondere Kratzfestigkeit und Pflegeleichtigkeit, doch muss beachtet werden, dass es schwerer und auch zerbrechlicher ist als das mittlerweile weitgehend verwendete Kunststoffglas. Vorteil bieten mineralische Gläser vor allem für diejenigen, die sparen wollen – die Herstellung ist kostengünstiger als bei Brillengläsern aus Kunststoff. Des Weiteren kann es ein ästhetischer Faktor für all diejenigen werden, die stark fehlsichtig sind – also eine hohe Dioptrienzahl benötigen. Denn Mineralgläser haben den Vorzug, dass sie aufgrund der größeren Dichte bei gleichem Brechungsindex immer dünner geschliffen werden können als Kunststoffgläser.
Kunststoffgläser:
Mittlerweile wird herkömmlich auf Kunststoffgläser zurückgegriffen, da diese leichter und wesentlich bruchfester sind als mineralische Gläser – ein wichtiger Faktor in Sachen Sicherheit. Der Pflegebedarf ist hier aber höher als bei altbekannten Konkurrenten, der Kunststoff ist wesentlich empfindlicher gegenüber Kratzern, wobei die Technologie dem mit speziellen Beschichtungen Abhilfe schaffen kann. Außerdem lassen sich die Kunststoffgläser ohne allzu großen Aufwand variabel tönen. Wer also die Brille als modisches buntes Accessoire möchte, oder sich im Alltag oder beispielsweise beim Sport vollkommen auf die Sicherheit seiner Sehhilfe verlassen möchte, ist mit Kunststoffgläsern gut beraten.
Neben der klassischen Unterscheidung, welche Gläser zu den eigenen Bedürfnissen passen, gibt es außerdem eine breite Auswahl an „Extras“, die den Tragekomfort und Nutzen der Brille individuell verbessern können:
Entspiegelte Brillengläser:
Entspiegelte Gläser gehören mittlerweile fast zum Standard beim Brillenkauf: Doch was bedeutet das überhaupt? Die Entspiegelung der Gläser sorgt dafür, dass weniger Lichtreflexe ins Auge gelangen und vermittelt damit ein störungsfreies und weniger ermüdendes Sehen. Wenn die Brille nicht entspiegelt ist, kann das einige Risiken mit sich bringen. Stellen Sie sich vor, Sie sind nachts mit dem Auto im Straßenverkehr unterwegs. Hinter ihnen fährt ein weiteres Fahrzeug. Ist Ihre Brille nicht entspiegelt, kann es dazu kommen, dass die von hinten kommenden Lichtstrahlen im Brillenglas in Ihre Augen reflektieren und für einen kurzen Moment Ihre Sicht eingeschränkt wird. Das kann vor allem im Straßenverkehr sehr gefährlich werden. Außerdem wird durch das Verfahren der Entspiegelung nicht nur die Reflexion des Lichts verhindert, sondern auch die Lichtdurchlässigkeit optimiert, was das Sehen weiter verbessert. Eine Entspiegelung kann mit weiteren Beschichtungen ergänzt werden.
Phototrope/ Selbsttönende Gläser:
Viele Brillenträger kennen das Problem: Gerade an sonnigen Tagen wechselt man andauernd zwischen der normalen und der Sonnenbrille. Phototrope Gläser können hier die Lösung sein. Durch eine Veredelung mit Molekülen, die auf UV-Licht reagieren, wechseln diese Gläser ihre Tönung ganz von alleine und bieten einen identischen Schutz zur klassischen Sonnenbrille. Das entlastet nicht nur den gestressten Brillenträger, sondern auch seine Augen. Wichtig zu beachten ist bei selbsttönenden Brillengläsern allerdings, dass sie sich beim Autofahren meistens gar nicht oder nur wenig tönen, da die UV-Strahlung zu großen Teilen durch die Autoscheiben bereits absorbiert wird – hier also bei strahlendem Sonnenschein doch lieber auf die klassische Sonnenbrille zurückgreifen.
Clean-Coat-Beschichtung:
Die spezielle Clean-Coat-Beschichtung glättet die Glasoberfläche so, dass Schmutzpartikel sich nicht mehr festsetzen können und Wassertropfen abperlen. Damit wird die Reinigung der Brille immens erleichtert.
Außerdem gibt es noch eine Vielzahl weiterer Beschichtungsmöglichkeiten, darunter auch eine Anti-Beschlag-Beschichtung oder die Oberflächenhärtung, die vor allem bei empfindlichen Kunststoffgläsern vor Kratzern und anderen Schäden schützen.
Nach dem Kauf
Ist die perfekte Brille gefunden, sollte nach dem Kauf dennoch direkt geprüft werden, ob alle Faktoren beachtet wurden und die Brille passt. Die Fassung sollte nirgends drücken und vor allem die Gläser sollten optimal auf die eigenen Bedürfnisse angepasst sein. Ist die Sicht doch nicht einwandfrei oder wirkt der Blick durch die Brille dennoch etwas unscharf, sollte der Optiker direkt informiert werden, damit dieser eventuell noch Änderungen vornehmen kann.
Text: Annalena Göbel
- Ratgeber zum Brillenkauf
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