Ratgeber Wassertests
In Deutschland ist das Wasser aus der Leitung als Trinkwasser zugelassen und muss vom Wasserversorger getestet werden. Doch wie gesund ist unser Leitungswasser wirklich? Um dies festzustellen, gibt es einige Testverfahren für das Wasser aus der heimischen Leitung. Im Folgenden wollen wir sie einmal genauer unter die Lupe nehmen und herausfinden ob, wann und für wen diese warum nützlich sind.
Die Qualität des Leitungswassers in Deutschland ist in der
Trinkwasserverordnung gesetzlich geregelt.
Wasser testet der Wasserversorger – warum das Wasser von zu Hause nochmal testen?
Warum sollten wir teures Geld für einen Wassertest ausgeben? Das Leitungswasser wird doch schon vom Wasserversorger geprüft, und das so gründlich, dass es als das am besten kontrollierte Lebensmittel in der Bundesrepublik gilt. Nach welchen Verfahren die Wasserversorger dabei vorgehen und worauf das Wasser getestet wird ist auch gesetzlich geregelt, nämlich in der Trinkwasserverordnung. In ihr sind die Grenzwerte beschrieben, in deren Konzentration zum Beispiel Eisen, Blei und Chlorid, aber noch viele andere Stoffe im Trinkwasser vorkommen dürfen ohne als gesundheitsschädigend zu gelten.
Unser Leitungswasser wird also streng nach gesetzlich einheitlichen Normen kontrolliert. Dennoch kann ein Wassertest nützlich sein. Auf dem Weg vom Wasserversorger zum Endverbraucher kann nämlich noch so einiges passieren. Beispielsweise könnte der Warmwasserspeicher in Ihrem Haus mit Bakterien oder Keimen kontaminiert sein, und Erreger dadurch in ihr Trinkwasser gelangen. Oftmals wurden früher beispielsweise Blei- oder Kupferrohre verbaut, die heute zur Gesundheitsgefahr werden können. Wenn in Ihrem Haus solche alten Rohre eingebaut sind, dann kann es sein, dass beim Passieren dieser Leitungen etwa der Bleigrenzwert Ihres Leitungswassers überschritten wird. Es lohnt sich also, sein Leitungswasser zu Hause nochmals zu testen, bzw. eine Wasserprobe in ein Labor zu schicken, um sich Gewissheit über den Zustand seines Trinkwassers zu verschaffen.
Nicht nur die heimischen Wasserleitungen, auch Haushaltsgeräte wie etwa die Kaffeemaschine können Wasser nachträglich verschmutzen. Denn auch dort können sich Keime ansiedeln und je nachdem Verunreinigungen durch Schwermetalle entstehen.
Oberhalb dieses Artikels haben wir einige Anbieter von Wassertests vorgestellt. Sie können Ihre Wasserproben von diesen Firmen kostenpflichtig testen lassen.
Welche Wassertests gibt es?
- Test durch den Wasserversorger
Nach der Trinkwasserverordnung wird auf die Einhaltung von Grenzwerten geachtet und somit das Wasser für trinkbar befunden.
- Standardtest
Mit der Namensdeklaration „Standard“ versehene Tests. Welche Informationen der Verbraucher hier über sein Leitungswasser erfährt, kann dabei je nach Testanbieter variieren.
- Erweiterte Tests
Erweiterung der Basisergebnisse. Teurer und informativer als die Standardtests.
- Kombinationstest
Wassertests, die verschiedene Angebote aus anderen Wassertests miteinander kombinieren.
- Babytest
Um sicherzustellen, dass das Leitungswasser für die Verpflegung Schwangerer und Zubereitung von Babynahrung geeignet ist.
- Brunnenwassertest
Für Brunnenwasseranlagenbetreiber, die ihr Brunnenwasser auch als Trinkwasser nutzen. Es wird in der Regel mindestens auf Krankheitserreger und Schwermetalle hin getestet.
- Spezialtests
Zum Beispiel Tests auf:
- Pestizide
- Medikamente
- Uran
- Bestimmte Keime im Wasser, wie etwa Legionellen.
Test für Zahnmediziner
Zur jährlichen Kontrolle des Wassers in der Zahnarztpraxis auf Keime und Krankheitserreger. Dient dem Schutz der Patienten vor Infektionen.
Die Wassertests im Einzelnen:
Standardtest
Unter dem Standardtest wird meist ein Test angeboten, der auf die standardisierten Bedürfnisse der Leitungswassernutzer zugeschnitten ist. Die Tests sind häufig mit „Standard“ oder „Basis“ deklariert, zielen aber nicht immer auf die exakt selben Ergebnisse ab. Das heißt während das eine Labor die Analyse des Wassers auf die Verunreinigung durch Schwermetalle priorisiert, kann bei einem anderen Wassertest die Suche nach Keimen im Vordergrund stehen bzw. mit inbegriffen sein. Es lohnt sich hier also besonders Angebote zu vergleichen.
Erweiterte Tests
Wo es Standardtests gibt, da liegt nahe, dass auch Erweiterungspakete zu dieser Basis angeboten werden. Oft mit dem Namenszusatz „Plus“ oder ähnlichem versehen handelt es sich dabei um Wassertests, die mehr als die Standardbedürfnisse abdecken. Diese Tests sind meist teurer, aber auch informativer als Standard- oder Basistests. Selbstverständlich ist es auch hier von großem Vorteil, sich über die genauen Testinhalte zu informieren, da auch die Erweiterung der Basis je nach Anbieter variieren kann.
Kombinationstest
Unter den Kombinationstests verstehen sich diejenigen Tests, die verschiedene andere Testkategorien miteinander kombinieren.
Babytest
Sie wollen wissen, ob Ihr Leistungswasser für die Zubereitung von Babynahrung und/oder das Konsumieren während der Schwangerschaft geeignet ist? Dann ist ein Test, der auf die individuellen Bedürfnisse werdender Mütter und Babys bzw. Säuglingen zugeschnitten ist für Sie genau das Richtige. Es wird auf diejenigen Schwermetalle besondere Rücksicht genommen, die die Entwicklung und Gesundheit des Kindes beeinträchtigen können. Für Babys mit ihrem schnellen Stoffwechsel sind Schwermetalle nämlich häufig in höherem Maße bedrohlich als für Erwachsene. Auch Keime wie zum Beispiel jene, die Durchfallerkrankungen auslösen, können bei Babys schnell lebensbedrohlich werden, da diese ein unausgereiftes Immunsystem haben und über wenige Kraftreserven verfügen. Auf besagte Keime wird in einem Test für werdende Mütter und Babys in der Regel auch im Besonderen geachtet.
Wer einen eigenen Brunnen besitzt,
kann ebenfalls seine Wasserqualität prüfen lassen.
Brunnenwassertest
Zwar bezieht kaum ein regulärer Haushalt in Deutschland sein Wasser aus einem Brunnen, ein Brunnenwassertest kann aber dennoch nützlich sein. Warum ist das so? Weil für die Bewässerung von Pflanzen und hin und wieder auch als Trinkwasser auch in der Bundesrepublik durchaus Brunnenwasser verwendet wird. Ist dies der Fall, so haben die Brunnenwasseranlagenbetreiber in besonderem Maße mit der Gefährdung durch Verschmutzung durch Umwelteinflüsse zu tun. Sie sind für den einwandfreien Zustand ihres Wassers auch selbst verantwortlich, anders als jene Haushalte, die ihr Wasser von einem Wasserversorger beziehen. Ein Test, der mindestens auf Keime und chemisch-physikalische Parameter wie Schwermetalle abzielt, ist hier also angeraten und wird in dieser Form auch oft angeboten.
Spezialtests
In der Landwirtschaft werden neben Düngemittel, durch die Keime ins Grundwasser gelangen können, auch Pestizide eingesetzt. Für sie gilt, genau wie für krankheitserregende Fäkalkeime, dass sie es ins Grundwasser und bis in unser Leitungswasser schaffen können. Es ist also Vorsicht vor Pestiziden geboten, deren Bestandteile man mit den eigens dafür vorgesehenen Tests im Wasser aufspüren kann.
Ganz genau so verhält es sich, wenn nach Uran, Medikamenten oder Keimen wie zum Beispiel Legionellen gefahndet werden soll. Letztere sind nicht nur im Trinkwasser, sondern vor allem unter der Dusche eine Gefahr, da man sich mit ihnen über die Atemwege infiziert.
Wassertest für Zahnmediziner
Das Leitungswasser, mit dem eine Zahnarztpraxis tagtäglich arbeitet, muss von besonderer Qualität sein. Das leuchtet ein, schließlich kommt es mit wunden Stellen im Mund der Patienten in Berührung. Ist das Wasser in der Praxis mit Keimen oder Krankheitserregern verunreinigt, kann dies sehr schnell zur Infektionsgefahr werden. Deshalb empfiehlt das Robert-Koch-Institut zahnmedizinischen Praxen, einmal jährlich einen Wassertest durchzuführen.
Wasser und die Gesundheit
Was könnte im Wasser sein und was ist daran gefährlich?
- Legionellen:
Lösen grippeähnliche Symptome oder Lungenentzündungen aus. Bei immungeschwächten Patienten oder solchen mit Herz- und Lungenvorerkrankungen verläuft die legionellenbedingte Lungenentzündung zu etwa 71% tödlich.
- Kolibakterien:
Darmbakterien, von denen es auch pathogene, d.h. krankmachende, Stämme gibt. Sie lösen Magen-Darm-Infekte und Lebensmittelvergiftungen aus. Besonders immungeschwächte Menschen und Kinder sind hier die Risikogruppe.
- Enterokokken:
Darmbakterien von denen es auch pathogene Stämme gibt. Sie lösen Harnwegsinfektionen, Blutvergiftungen und Herzbeutelentzündung aus. Besonders immungeschwächte Menschen, alte bzw. schwache Menschen und Babys sind hier die Risikogruppe.
- Chlor im Trinkwasser:
Chlor im Trinkwasser stellt im Regelfall keine Gefahr dar sondern dient der Desinfektion. In der Schwangerschaft und zur Zubereitung von Babynahrung ist es aber ratsam, auf chlorfreie Alternativen zurückzugreifen.
- Überschrittene Grenzwerte bei Schwermetallen:
- Blei: Bleivergiftung, Entwicklungsstörungen beim Kind.
- Kupfer: Leberschäden, aber auch unspezifische Symptome wie Durchfall oder Kopfschmerzen möglich.
- Kadmium: Krebs, Unfruchtbarkeit, Erbgutsveränderungen, Nierenschäden, Schäden des Verdauungstraktes und des Knochenbaus.
- Eisen: Siderosen, Organschäden, Parkinson oder Alzheimer, erhöhtes Tuberkoloserisiko.
- Nickel: Allergische Reaktionen und Lungenkrebs.
Mikroplastik im Trinkwasser:
In Deutschland eher unbedenklich, die Schadstoffbelastung kann aber bis dato nicht gänzlich vermieden werden.
- Pestizide im Trinkwasser:
- Mit 276 in der EU zugelassenen Pestiziden eine breit gefächerte Gefahrenquelle.
- Glyphosat: Möglicherweise für Fehlgeburten und embryonale Fehlbildungen verantwortlich, vielleicht krebserregend.
Nitrat im Trinkwasser:
Führt bei Babys zu Blausucht und kann bei Erwachsenen im Darm in das giftige Nitrit umgewandelt werden. Auch die Bildung der krebserregenden Nitrosamine ist möglich.
Allgemein
Mit welchen Folgen ist zu rechnen, wenn das Leitungswasser belastet ist? Die Gefahren liegen in ganz unterschiedlichen Bereichen, sind aber so gut wie immer gesundheitsgefährdend. Keime wie Legionellen, Enterokokken oder Kolibakterien rufen zum Teil schwere bis lebensgefährliche Infektionskrankheiten und Vergiftungen hervor, während eine zu hohe Konzentration von z.B. Blei oder Kupfer im Trinkwasser Vergiftungserscheinungen hervorrufen kann.
Überschrittene Grenzwerte
Werden die Grenzwerte von Keimen, aber auch die von Blei, Kupfer, Chlor oder anderen Substanzen überschritten, so kann dies ebenfalls zur Gesundheitsgefahr werden. Aber wie kommt es überhaupt dazu?
Die Belastung alter Rohre durch Blei und Kupfer wurde bereits erwähnt, selbiges kann auch auf andere Schwermetalle zutreffen. Außerdem kann Wasser, wie jedes andere Lebensmittel, auch verderben. Das passiert zum Beispiel dann, wenn es lange in der Leitung steht. Manchmal reichen schon wenige Stunden aus damit sich Keime bilden und Grenzwerte überschritten werden können, weshalb die Wasserleitungen in der Wohnung am besten regelmäßig genutzt und mit Trinkwasser durchgespült werden sollten, vor allem jene, die selten gebraucht werden. Gerade nach dem Urlaub sollte man alle Leitungen mit Trinkwasser durchspülen, um Grenzwertüberschreitungen zu vermeiden. Schon niedrige Konzentrationen können zum Teil große Auswirkungen haben.
Legionellen
Experten gehen davon aus, dass die Dunkelziffer der Legionelleninfektionen durch verseuchtes Trinkwasser weit höher ist, als bisher angenommen. Die sogenannte Legionellose, auch als Legionärskrankheit bekannt, äußert sich zunächst oft durch grippeähnliche Symptome wie Husten, Muskelschmerzen, hohes Fieber und Schüttelfrost, kann sich aber im Krankheitsverlauf zu einer weitaus gefährlicheren Lungeninfektion entwickeln. Der leichte Krankheitsverlauf bei einer Legionelleninfektion, der nicht mit einer Lungenentzündung einhergeht, wird als Pontiac-Fieber bezeichnet. Es hat eine Inkubationszeit von nur ein bis zwei Tage, während die eigentliche Legionärskrankheit auch nach 10 Tagen noch ausbrechen kann. Charakteristisch für sie ist hohes Fieber von oft über 40°C, Thorax- und Muskelschmerzen und Reizhusten mit manchmal blutigem Auswurf. Deshalb wird die Legionärskrankheit zum Teil mit einer Lungenembolie verwechselt und entsprechend fehldiagnostiziert. Andere Symptome wie Durchfall, Erbrechen, Atemnot und Kopfschmerzen bis hin zu neurologischen Ausfallerscheinungen sind in Folge der Legionärskrankheit ebenfalls möglich.
Steckt sich ein zuvor gesunder Mensch mit der Legionärskrankheit an, so hat er gute Überlebenschancen. Die Sterblichkeit liegt hier dennoch immerhin bei 15%! Bei immungeschwächten Menschen und solchen mit Vorerkrankungen im Herz- und Lungenbereich besteht aber akute Lebensgefahr. Die Sterblichkeitsrate liegt bei ihnen bei etwa 71%.
Wer Legionellen im Leitungswasser hat, ist nicht nur beim Trinken desselben gefährdet. Eine Ansteckung mit Legionellen erfolgt über die Atemwege. Das heißt, dass man beim Duschen, Baden und Putzen, eben immer dann, wenn man sich eine Weile nahe des Wassers befindet und Partikel davon einatmet, mindestens genauso gefährdet ist.
Den Namen „Legionärskrankheit“ verdankt die Legionelleninfektion ihrem ersten dokumentierten Ausbruch. Nach einem Kriegsveteranentreffen in Philadelphia, das vom 21. bis zum 24. Juli 1976 im Bellevue-Stratford-Hotel stattfand, erkrankten 181 Teilnehmer und Hotelbesucher lebensbedrohlich an einer Lungenentzündung. Dies sorgte natürlich für einiges Aufsehen und Aufklärungsbedarf. Schließlich stieß man auf die Legionellen als Krankheitsursache, die durch die Klimaanlage des Hotels verteilt worden waren.
Kolibakterien
Bakterien des Typs E. coli, ausgeschrieben Escherichia coli, hat jeder Mensch im Körper. Es handelt sich bei ihnen um natürliche Darmbakterien, die für die Produktion von Vitamin K und weiteren Vitaminen zuständig sind. Die körpereigenen Kolibakterien machen uns nicht krank, allerdings gibt es auch solche, die es tun. Diese bezeichnet man dann als pathogene Stämme von Kolibakterien. Wir nehmen sie mit der Nahrung oder dem Trinkwasser auf.
Durch Kolibakterien verunreinigtes Leitungswasser kann auf eine Verschmutzung des Grundwassers durch Fäkalien hinweisen, für die sie Indikatorkeime sind. Sie vermehren sich im Trinkwasser nicht weiter. Die Verschmutzung des Wassers durch Fäkalien kommt vor allem in ländlichen Gebieten vor, da für den Menschen schädliche Kolibakterienstämme zum Beispiel im Darm von Nutztieren wie Kühen zu finden sind und von diesen mit dem Kot ausgeschieden werden. Durch starkes Düngen oder die großflächige Haltung von Weidetieren kann es dann zu einer Kontaminierung des Grundwassers und darüber auch des Leitungswassers kommen. Dies führt außerdem zu einem erhöhten Risiko bei der Nutzung von Brunnenwasser, da auch dieses schnell mit Kolibakterien verunreinigt werden kann.
Zu den Symptomen einer durch Kolibakterien ausgelösten Infektion, bzw. durch ihre Toxine ausgelösten Vergiftung, gehören mitunter Oberbauchbeschwerden wie Völlegefühl, Bauchschmerzen und Übelkeit bzw. Erbrechen, es kann aber auch häufig zu Durchfällen kommen. Tatsächlich sind Kolibakterien im Trinkwasser eine der häufigsten Ursachen für Durchfallerkrankungen. Kolibakterien sind dementsprechend auch oft Auslöser der Reisediarrhoe, einer Erkrankung, die bei einer Reise in tropische und subtropische Länder auftritt. Damit ist das Gesundheitsrisiko, das von den Kolibakterien ausgeht, aber noch nicht ausgereizt. Gelangen die Bakterien nämlich in andere Körperregionen, können sie auch dort Schaden anrichten. Bei Neugeborenen beispielsweise können manche Kolibakterienstämme Hirnhautentzündungen auslösen, und auch Harnwegsinfekte werden den pathogenen E. coli Stämmen manchmal zugeschrieben. Aber auch Blutvergiftungen, Bauchfellentzündungen und Wundinfektionen können mit den pathogenen E. coli Stämmen in Zusammenhang stehen.
Die Risikogruppe von Infektionen und Vergiftungen mit Kolibakterien besteht hauptsächlich aus Kinder und immungeschwächten Menschen. Tatsächlich handelt es sich bei den E. coli meist um sogenannte opportunistische Erreger. Das heißt, dass sie bei gesunden Menschen in der Regel keine Beschwerden auslösen, sondern ihre schädliches Potential erst dann entfalten können, wenn das Immunsystem bereits anderweitig geschwächt ist. Daher wird eine Verunreinigung des Trinkwassers durch Kolibakterien nicht selten erst sehr spät bemerkt. Ein Test ist also nicht nur dann ratsam, wenn Beschwerden auftreten.
Enterokokken
Neben den Kolibakterien zählen auch die Enterokokken zu denjenigen Keimen, die durch fäkale Verunreinigung ins Trinkwasser gelangen können und sich dort nicht weiter vermehren. Bei ihnen handelt es sich ebenfalls um im menschlichen und tierischen Körper heimische Bakterien, nämlich um kugelförmige Milchsäurebakterien. Ihr Name geht in seiner Ursprungsbedeutung aus den beiden altgriechischen Worten für „Darm“ bzw. „Eingeweide“ und „Korn“ bzw. „Kern“ hervor.
Wie bei den Kolibakterien zählen auch bei den Enterokokken immungeschwächte Menschen und Babys, aber auch alte und generell geschwächte Menschen zu den Hauptrisikogruppen von durch ihre pathogenen Stämme ausgelösten Erkrankungen. Es kommt zu Symptomen wie Harnwegsinfektionen, Blutvergiftungen und Herzbeutelentzündung.
Neben dem Trinkwasser kommen Enterokokken als sogenannte Krankenhauskeime in Krankenhäusern vor, wo sie nicht selten schwere Infektionen auslösen. Werden Enterokokken im Wasser gefunden, so kann das also auch auf eine Verunreinigung mit weiteren Krankenhauskeimen hindeuten, je nachdem, woher die Erreger stammen. Leider sind Enterokokken häufig Antibiotikaresistent. Man nennt diesen Umstand auch die „Enterokokkenlücke“.
Enterokokken sind auch Chlor und anderen Desinfektionsmitteln gegenüber zum Teil sehr resistent, sie sterben aber in kochendem Wasser ab. Wenn eine Belastung des Wassers durch Enterokokken festgestellt wurde ist es also ratsam das Wasser vor Benutzung abzukochen. Das gilt vor allem dann, wenn man auf dieses Wasser zum Kochen und Trinken angewiesen ist.
Chlor im Trinkwasser
Wie kommt denn überhaupt Chlor ins Trinkwasser, und was hat das zu bedeuten? Schon aus dem Wasserwerk kommt das Trinkwasser mit einer Chlorkonzentration von 0,1 mg/l bis 0,2 mg/l, der in der Trinkwasserverordnung festgelegte Grenzwert liegt bei 0,3 mg/l. Meist wird das Chlor zur Desinfektion des Trinkwassers genutzt und kann bedenkenlos getrunken werden. Eine Ausnahme stellt die Schwangerschaft und Zubereitung von Babynahrung dar, da die Auswirkungen von Chlor auf das ungeborene bzw. neugeborene Kind umstritten sind. Vorsicht ist hier besser als Nachsicht.
Bleiwert überschritten
Blei im Trinkwasser vergiftet den menschlichen Körper kontinuierlich, denn es ist ein Blut- und Nervengift, das im Körper abgelagert wird. Bei einer Überschreitung des Grenzwertes von 0,01 mg/l Blei im Trinkwasser kommt es mit der Zeit zu Schädigungen des Nervensystems. Die Entwicklung von Babys und Kindern wird bei Bleiaufnahme gestört. Der schneller Stoffwechsel der Kinder sorgt zudem dafür, dass sie in kurzer Zeit viel mehr Blei aufnehmen als es bei einem Erwachsenen der Fall ist. Während Erwachsene nur rund 10% des Bleis bei der Verdauung absorbieren, sind es beim Kind nämlich bis zu 50%. Die ersten negativen Folgen können dabei für das Kind bereits im Mutterleib entstehen. Im Laufe der Entwicklung kommt es zum Beispiel zu schlechten Reaktionszeiten und schwachen Ergebnisse in psychologischen Tests als Folge einer Bleivergiftung. Nicht selten wird der Zusammenhang zwischen verseuchtem Trinkwasser und der Kindesentwicklung aber nicht oder erst sehr spät hergestellt.
Kupferwert überschritten
Ist der Kupfergehalt im Trinkwasser zu hoch, also höher als 2 mg/l, so kommt es, genau wie beim Blei, zu einer Vergiftung über einen längeren Zeitraum. Erste Auswirkungen auf den menschlichen Organismus können wieder bereits im Mutterleib entstehen. Auch hier ist die Vergiftung für Kinder und Säuglinge am Gefährlichsten, allerdings kann es auch bei Erwachsenen zu beachtlichen Symptomen kommen. Diese können so unspezifisch sein wie Durchfall, Erbrechen und Kopfschmerzen, allerdings zählen auch Leberfibrose bzw. Leberzirrhose zu den durch Kupfer im Leitungswasser ausgelösten Erkrankungen. Leber, aber auch die Nieren und das Immunsystem leiden bei stetiger Kupferzufuhr.
Kadmiumwert überschritten
Der empfohlene Grenzwert für Kadmium im Trinkwasser liegt bei 0,0003 mg/l. Wie auch beim Blei und Kupfer stellt die regelmäßige Aufnahme des Metalls eine Gefahr für die Gesundheit dar. Es kann zu Veränderungen des Erbguts, Krebs, Nierenschäden, aber auch Schäden des Knochenbaus und Verdauungssystems kommen. Auch Unfruchtbarkeit kann mit einem erhöhten Kadmiumgehalt im Trinkwasser zu tun haben.
Eisenwert überschritten
Beim Eisen liegt der Grenzwert zwar bei 0,2 mg/l, die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt aber einen von 0,1 mg/l oder darunter, obwohl eine Gesundheitsgefahr erst ab rund 200 mg/l bestehen soll. Ab ca. 5 mg/l kommt es schon zu bräunlich-roten Verfärbungen des Wassers.
Tatsächlich benötigt der menschliche Körper eine Grundzufuhr von Eisen, die pro Tag bei Männern bei ca. 20 mg und bei Frauen bei rund 15 mg angesiedelt ist.
Ist die Eisenkonzentration im menschlichen Körper gefährlich hoch, so kann es zu Eisen- und Eisensalzeinlagerungen, den sogenannten Siderosen, im Gewebe kommen. Eisen kann sich zum Beispiel in der Leber oder im Gehirn einlagern, letzteres im Zuge von Alzheimer oder Parkinsonkrankheiten. Auch das Tuberkoloserisiko steigt, da Eisen den Erreger unterstützt, und Organschädigungen sind nicht selten ebenfalls die Folge. Der Konsum von Milchprodukten und Nahrungsmitteln wie Kaffee und schwarzem Tee hemmt übrigens die Aufnahme von Eisen.
Nickelwert überschritten
Nickel kennen viele Menschen aus billigem Schmuck, auf den der ein oder andere allergisch reagiert. Auch im Trinkwasser kann Nickel vorkommen. Hier liegt der Grenzwert bei 0,2 mg/l. Wird dieser überschritten, so sind die Folgen u.a potentielle allergische Hautreaktionen, denn diese sind beim Nickel häufig. Der menschliche Magen-Darm-Trakt verarbeitet das Nickel so gut wie gar nicht, weshalb es nicht zu einer eigentlichen Aufnahme des Nickels in den Körper kommen sollte, zumindest nicht über den Verdauungstrakt. Gefährlich ist nämlich das Einatmen des nickelhaltigen Wassers als Dampf, da die Aufnahme von Nickel über die Atemwege Lungenkrebs hervorrufen kann.
Mikroplastik im Trinkwasser
Vor einiger Zeit machte ein Befund die Runde, laut dem weltweit 83% des Trinkwassers mit Mikroplastik verunreinigt sein soll. Dies macht natürlich hellhörig. Allerdings wurden sogleich auch Stimmen laut, die der Studie methodische Schwachstellen und Skandalisierung vorwarfen und für die Trinkwassersituation in Deutschland Entwarnung gaben.
Pestizide im Trinkwasser
Ähnlich den Darmbakterien, die bekanntlich durch starkes Düngen bis ins Grundwasser gelangen können, finden auch Pestizide immer wieder ihren Weg bis in unsere heimischen Leitungen. In Europa zugelassen sind davon immerhin 276, diese Gefahrenquelle ist also breit gefächert.
Ein Pestizid, nämlich das Glyphosat mit einem Grenzwert von 0,5 µg/l, hat in letzter Zeit mit weitläufigen Debatten für Wirbel gesorgt. Es gehört zu denjenigen Schadstoffen, die vor allem für Babys und Kleinkinder eine Gefahr darstellen. Es wird angenommen, dass es dadurch zu Fehlgeburten und Fehlbildungen der Embryonen kommen kann. Außerdem ist noch nicht sicher, dass Glyphosat nicht auch krebserregend ist.
Nitrat im Trinkwasser
Ähnlich der Enterokokken und E. coli Bakterienstämme kommt auch Nitrat in den Ausscheidungen von Weidetieren, aber auch in künstlichem Dünger vor. Stark gedüngte Flächen und Weiden sind daher Problemzonen, wenn es um die Verschmutzung des Wassers mit Nitrat geht. Von dort aus wird es vom Regen nämlich ins Grundwasser gespült.
Bei Babys kann Blausucht eine Folge von Nitratvorkommen im Trinkwasser sein. Bei Blausucht verfärbt sich die Haut insbesondere der Fingernägel und Lippen blau. Erwachsene haben von Nitrat im Wasser weniger zu befürchten. Entwarnung ist hier allerdings trotzdem nicht gegeben, denn im Darm kann Nitrat eventuell zu Nitrit umgewandelt werden, das für den menschlichen Organismus giftig ist. Außerdem können Nitrosamine entstehen, welche krebserregend sind.
Fazit
Obwohl das deutsche Leitungswasser von den Wasserversorgern nach Richtlinien der Trinkwasserversorgung auf Verunreinigungen getestet werden muss, kann es sich also durchaus lohnen, einen Wassertest des Leitungswassers im eigenen Haus oder der eigenen Wohnung durchführen zu lassen. So lässt sich ausschließen, dass durch alte Wasserleitungen Schadstoffe wie Schwermetalle oder Keime in das Leitungswasser gelangen. Oberhalb dieses Artikels finden Sie eine Auswahl von Anbietern für Wassertests, bei denen Sie Ihre Wasserproben kostenpflichtig testen lassen können.
Text: Noelle Esposito