Eigentlich ist es eine klare Sache: Wer eine Internet-Adresse sucht, tippt beim Recherche-Marktführer Google einen Begriff ein und wird binnen Sekunden mit Dutzenden, manchmal mit Tausenden von Vorschlägen versorgt. Ein Klick auf den passenden Hyperlink - und der Surfer ist am Ziel.
So weit die Theorie. In Wirklichkeit explodiert im Internet die Zahl derer, die die Google-Suchalgorithmen analysierten und anschließend in ihrem Sinne manipulierten. Wer via Google beispielsweise nach einer Ferienwohnung in Dänemark recherchiert, landet womöglich auf einer Pornoseite. Dabei handelt es sich längst nicht mehr nur um Einzelbeispiele, wie Einträge wütender Suchmaschinennutzer in Newsgroups beweisen.
Angesichts dieser unerfreulichen Lage kommt ironischerweise das gute, alte gedruckte Nachschlagewerk zu neuen Ehren. Hierzulande erschien bereits im April 1998, als das WWW noch ein grobmaschiges Netz mit einigen wenigen Millionen URLs war, das Web-Adressbuch für Deutschland. Die Sammlung überlebte den Aufstieg des elektronischen Konkurrenten Yahoo ebenso wie den von Google und wie das Platzen der Dotcom-Blase nach dem Internetboom zur Jahrtausendwende.
Plötzlich ist das Web-Adressbuch für Deutschland regelrecht hip, so hip, wie es das Internet vor einigen Jahren war, bevor es zum Allerweltsmedium wurde. In dem orangefarbenen Buch sind die 6.000 wichtigsten deutschen Internet-Adressen nicht nur gelistet, sondern auch mit einer kurzen Inhaltsbeschreibung versehen. Hinzu kommt bei den interessantesten URLs ein Bildschirmfoto.
Die Verwaltung der Datensammlung erfolgt nicht, wie zu befürchten wäre, rein alphabetisch, sondern geordnet nach Rubriken wie "Freizeit und Hobby", "Gesundheit" oder "Soziales". Der Ferienhaussuchende aus dem Beispiel blättert zunächst in den Sektor "Reise", sucht sich dort die Unterrubrik "Länder/Europa/Dänemark" und findet dort unter anderem die Adresse www.visitdenmark.com inklusive der E-Mail-Anschrift der Betreiber. Dieses Verfahren dauert zwar länger als jene Millisekunden, nach denen Google Tausende von Adressen auswirft, dafür aber stellt das manuell erzielte Ergebnis in vielen Fällen das einer unflexiblen, weil programmierten, Suchmaschine in den Schatten.